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Was es mit den Bitcoin-Bankomaten bei der Post und bei Media Markt auf sich hat

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Der Kauf von Kryptowährungen im Internet ist nicht schwierig. Oder doch? Laut Kurant braucht man dafür technisches Vorwissen. Anders als an ihren Bitcoin-Automaten

Der Kauf von Kryptowährungen ist eigentlich recht simpel. Man muss einen Account bei einer Kryptobörse des Vertrauens anlegen, die eigene Identität verifizieren, eine Zahlungsmethode hinzufügen – und schon kann man mit dem Handel mit Assets wie Bitcoin, Ethereum und Co beginnen. Unkomplizierter geht es kaum, sollte man meinen. Eine Aussage, der Kurant nicht zustimmen würde, und das aus gutem Grund. Das Unternehmen betreibt allein in Österreich 116 Bitcoin-Bankomaten – unter anderem in Post- und Media-Markt-Filialen – und verspricht, den Einkauf noch geradliniger zu gestalten. Ein großes Versprechen eigentlich. Aber kann es auch eingehalten werden?

Orientiert man sich am Werbeslogan des Unternehmens, richtet sich das Service an all jene Menschen, die zwar gerne Bitcoin kaufen würden, aber denen der bisherige Kaufprozess zu kompliziert erschien. Ein Problem, das das eigene Produkt nun lösen soll. Ähnlich wie ein klassischer Geldautomat soll dieses funktionieren, außer dass man statt einer Bankomatkarte Euroscheine in das Terminal schiebt und im Gegenzug Kryptowährungen auf die digitale Geldbörse überwiesen bekommt.

Einfach, aber nicht für alle

Klingt kinderleicht und ist es auch. Zumindest dann, wenn man sich zumindest ein bisschen mit Kryptowährungen auskennt. Will man die Kurant-Automaten nutzen, braucht man nämlich schon im Vorfeld eine sogenannte Krypto-Wallet. Dabei handelt es sich um einen möglichst sicheren Aufbewahrungsort für die eigenen Assets. Man unterscheidet dabei zwischen Cold und Hot Wallets. Während der Zugangsschlüssel bei Ersteren offline gespeichert wird, liegt er bei Letzteren auf den Servern des jeweiligen Anbieters. Wer also unbedarft in den nächstgelegenen Media Markt spaziert, um Bitcoin zu erwerben, stößt hier auf die erste Hürde.

Die Einrichtung einer Wallet ist zwar nicht sonderlich schwierig, mittlerweile gibt es unzählige Anbieter für Hot Wallets und Anleitungen zur Einrichtung einer Cold Wallet. Allzu willkürlich sollte man bei der Auswahl trotzdem nicht vorgehen. Immerhin handelt es sich um den künftigen Aufbewahrungsort des eigenen Vermögens. Hat man sich für eine Wallet entschieden, kann es aber wirklich losgehen. Am Terminal muss man den gewünschten Einzahlungsbetrag auswählen, den QR-Code der eigenen Wallet vorzeigen und Geld einzahlen. Im Gegenzug erhält man eine Gutschrift in der angegebenen Höhe.

Aber Vorsicht! Ganz so einfach funktioniert es nur bei Beträgen bis einschließlich 250 Euro. Geht es um größere Summen, muss man sich im Vorfeld auf der Webseite von Kurant registrieren. Dabei muss man persönliche Informationen wie Namen, Geburtsdatum und die Wohnadresse eintragen, eine Kopie des Ausweises hochladen und schlussendlich eine Video-Identifizierung durchführen. “Bitte beachten Sie hierfür unsere Support-Zeiten”, heißt es hierzu im Einzahlungstutorial.

Bankomat in der Hosentasche

Ungewöhnlich ist diese “Know Your Customer”-Registrierung nicht. Vielmehr handelt es sich um eine gesetzliche Vorgabe zur Verhinderung von Geldwäsche. Will man Onlineplattformen wie Binance oder Bitpanda nutzen, muss man diese ab bestimmten Summen ebenso durchlaufen. Der Unterschied? Man muss im Anschluss nicht das Haus verlassen, sondern kann den Handel über das Smartphone oder den Computer abwickeln. Eine Wallet wird bei der Accounterstellung automatisch generiert. Und das ist nicht der einzige Vorteil.

Alle genannten Anbieter finanzieren sich zu großen Teilen durch Transaktionsgebühren für Ein- und Auszahlungen oder den Handel mit verschiedenen Krypto-Assets. Zum Beispiel schnappt sich Binance 0,10 Prozent der Überweisungssumme. Bei Bitpanda sind es 1,49 Prozent. Und Kurant? Das österreichische Unternehmen nimmt sich 6,9 Prozent der Überweisungssumme. Zahlt man also 50 Euro ein, landen umgerechnet nur mehr 46,55 Euro in der Wallet.

Interesse zeigen

Was bewegt also die österreichische Post und Media Markt dazu, solche Automaten in ihren Filialen aufzustellen? Auf Anfrage erklärt der Elektronikhändler, dass es sich dabei um ein Pilotprojekt handle, das Erkenntnisse dazu liefern soll, “ob Bitcoins relevant für unsere Kunden sind und ob man dadurch sogar ein neues Kundensegment gewinnen kann”. Für Einsteiger würden Onlinemarktplätze oft einschüchternd wirken, “da sie technologisches Verständnis voraussetzen” würden. Entsprechend gut sei auch das Feedback der österreichischen Kunden und die Automaten “jeden Tag gut frequentiert”.

Ähnliche Beweggründe nennt auch die Post. Die Zusammenarbeit mit Kurant habe schon 2019 begonnen, im selben Jahr sei dann auch der erste Krypto-Stamp erschienen. Dabei handelt es sich um eine Briefmarke mit digitalem Zwilling auf der Blockchain. Mit Kurant habe man einen “etablierten Partner bei einem innovativen Thema” gefunden und “den Grundstein für eigene Blockchain-Produkte gelegt”.

Schneller und günstiger

Für Unternehmen macht die Kooperation also durchaus Sinn. Sie signalisieren Interesse an einer Zukunftstechnologie mit wachsender Bedeutung für die breite Masse, ohne eigene Investitionen tätigen zu müssen. Anders sieht es auf Kundenseite aus. Der Kauf und Verkauf über Kryptobörsen sind genauso simpel wie am Bitcoin-Automaten. Technisches Wissen braucht man dabei nicht, und die (auch für Kurant) notwendige Wallet wird bei der Einrichtung von Accounts gleich automatisch angelegt – was das größte Argument, bei Bankomaten einzukaufen, fast zunichtemacht. Bedenkt man dann die Transaktionsgebühr von knapp sieben Prozent, stellt sich die Frage, ob man lieber zum Smartphone greifen oder zum Bankomaten gehen sollte, eigentlich gar nicht mehr.

Kurant sieht das naturgemäß ganz anders. Man biete “eine der schnellsten und praktischsten Wege, Bitcoin mit Bargeld zu kaufen und zu verkaufen”, schreibt das Unternehmen auf STANDARD-Anfrage. Im Gegensatz zu Kryptobörsen brauche man kein Konto und müsse sich keiner “mühsamen Online-Verifizierung” unterziehen. Daher würden die Automaten “eine niederschwellige Alternative für den Ankauf von” Assets darstellen. Zielgruppe seien vor allem jene Menschen, die bisher noch keine Erfahrungen mit Blockchain-Technologien haben.

Die vergleichsweise hohen Transaktionskosten argumentiert Kurant mit der hohen Sicherheit der stationären Automaten. Außerdem biete man einen hausinternen, deutschsprachigen Support an, der sowohl telefonisch als auch per E-Mail erreichbar sei. Ob das ausreicht, um die nicht unerheblichen Mehrkosten zu rechtfertigen? Das müssen Interessentinnen und Interessenten am Ende selbst entscheiden. Klar ist jedoch, dass sie bei der “Konkurrenz” mehr Krypto für dasselbe Geld erhalten.